Anekdoten und fun facts

Hier findest du große und kleine Geschichten, Anekdoten und Anekdötchen rund um das Thema Fußball in NRW. Dabei können nordrhein-westfälische Orte, Vereine oder Akteure eine Rolle spielen. In unregelmäßigen Abständen werden an dieser Stelle immer neue Fußball-Geschichten vorgestellt.

 



Wusstest du eigentlich, dass...

...ein Dortmunder für die Gründung des FC Bayern (mit-)verantwortlich war?

Kein Scherz! Gemeint ist der gebürtige Dortmunder Künstler Benno Elkan, dessen Vater Mitinhaber eines Herrentextilgeschäfts auf der Dortmunder Brückstraße war. 

In den engen Gassen von Dortmunds Altstadt begann Elkans künstlerische Reise. Er schuf Grabdenkmäler, die stumme Geschichten erzählten. Doch sein Herz schlug nicht nur für den Marmor, sondern auch für den Fußball. In den 1890er-Jahren gründete er mit Gleichgesinnten den Dortmunder FC 95, den ersten Fußballclub der Stadt. Die Bälle flogen über staubige Plätze, und Elkan, der einst den Meißel führte, kickte nun den Ball.

Doch das war nicht genug für diesen vielseitigen Künstler. Im Februar 1900 setzte er seine Spuren auf einem anderen Spielfeld: Der FC Bayern München erblickte das Licht der Welt, und Elkan war einer der 17 Unterzeichner der Gründungsurkunde. Ein Dortmunder, der den Bayern den Weg ebnete – eine Ironie, die nur das Leben selbst schreiben kann!

Aber da war noch mehr: Der “Fighting Cockerel”. Diese imposante Skulptur wurde 1949/50 im Londoner Exil von Elkan geschaffen, nachdem Jahr 1935 ein Berufverbot gegen ihn als jüdischen Künstler verhängt wurde. Leider ist das ursprüngliche aus Silber gefertigte Original verschollen. Der “Fighting Cockerel” ist ziert das Emblem des Londoner Vereins Tottenham Hotspur und symbolisiert die Rivalität und Zusammenarbeit zwischen den beiden Clubs. Ursprünglich im Auftrag von Arsenal London entworfen, wurde der Hahn 1950 an die “Spurs” verschenkt, als Zeichen des Dankes für die Nutzung von Trainingsgelände und Stadion während des Krieges. Diese außergewöhnliche Skulptur verbindet Fußballgeschichte, Kunst und Versöhnung.

Unweit des Dortmunder U erinnert heute die Benno-Elkan-Allee an den fußballbegeisterten Bildhauer.

 

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Kein Bild, nur Ton oder das erste Tor der Bundesligageschichte

Man kann es in der heutigen Zeit kaum glauben, aber vom ersten Bundesligatreffer überhaupt gibt es kein Bild, keinen Fernsehbericht. Lediglich der Kommentar aus der damaligen Wochenschau ist erhalten. Heute gibt es etliche Kameras in jedem Stadion - auf den Tribünen, neben dem Spielfeld und sogar darüber! Im Bremer Stadion gab es am 1. Spieltag der Bundesliga-Saison 1963/64 nur eine einzige. Aber der Kameramann hatte seinen Platz nicht rechtzeitig eingenommen. Torschütze Timo Konietzka (Borussia Dortmund) berichtete sogar, dass "die Fotografen alle hinter unserem Tor standen". Immerhin waren die Bremer damals als Favorit in das Spiel gegangen, weshalb auch die Fotografen "auf einen Bremer Treffer spekulierten".

Konietzka verwandelte eine Hereingabe seines Mitspielers Lothar Emmerich vollkommen foto- und videografisch undokumentiert zum ersten Treffer der Bundesligageschichte. Genutzt hat es wenig - die Fotografen hatten den richtigen Riecher: Bremen traf noch dreimal und gewann schlussendlich mit 3:2.

 

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Nur bis zur Pause…

durfte Harald „Toni“ Schumacher die Geschicke von Fortuna Köln im Zweitligaspiel gegen Waldhof Mannheim am 15. Dezember 1999 lenken. Mit dem Pausenpfiff war für ihn Schluss.

Als ob eine Trainerentlassung während einer Halbzeitpause nicht schon kurios genug wäre, ranken sich auch um das „Wie“ einige Geschichten.

So wird beispielsweise erzählt, dass der damalige Fortuna-Präsident Jean (op Kölsch: Schäng) Löring aufgrund des 0:2 Rückstands weder ein noch aus wusste und mehr sich selbst als die im Innenraum stehenden Ordnern gesagt haben soll: „Was soll ich machen?“. Die Antwort der Ordner, er solle ihn doch rauschmeißen, habe sich jedoch eher auf die Zeit nach dem Spiel bezogen.

Nicht jedoch in den Ohren von Jean Löring, dieser habe die Kabine gestürmt, Schumacher mit den Worten „Du hast hier gar nichts mehr zu sagen“ aus der Kabine geschubst und in die Eifel verwünscht. Oder im kölschen Original: „Hau app in de Eiffel. Du määs minge Verein kapott. Du häss he nix mie zu sare[,...]"

Da jedoch der Co-Trainer seinem Vorgesetzten folgte, blieb Löring nur eins: Er musste selbst auf der Bank Platz nehmen. Das allerdings bereits schon zum fünften Mal als Interimstrainer und dort eine bittere 1:5 Niederlage hinnehmen – das Ruder konnte auch er also nicht direkt herumreißen.

Wie sehr er jedoch an „seiner Fortuna“ hing, zeigte sich als er im Nachhinein auf den Rauswurf angesprochen wurde: „Ich als Verein musste reagieren!“ Ein Satz, der beinahe schon an das berühmte „L'État, c'est moi!“ – also: „Der Staat, das bin ich!“ des französischen König Ludwig XIV. erinnert. Und auch sonst scheute sich Löring nicht vor großen Worten – so soll er noch auf der Pressekonferenz nach der Niederlage gesagt haben: „Das ist die teuerste und schlechteste Fortuna-Mannschaft seit Christi Geburt! Ich kann meinen Klub nicht zu Grabe tragen lassen!“

 

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Zähnefletschen im Revier

Das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 am 6.September 1969 hatte Biss – im wahrsten Sinne des Wortes! Das Stadion Rote Erde, dessen Name sich übrigens von gerodeter Erde ableitet und nichts mit einem Asche-Bolzplatz zu tun hat, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die über 39.000 Fans beider Lager saßen und standen dichtgedrängt bis an den Spielfeldrand, denn Banden zur Abgrenzung des Spielfelds gab es zu dieser Zeit noch nicht. Manch ein Zuschauer hat bisweilen sogar versucht, die umstehenden Bäume zu erklimmen, um eine bessere Sicht auf das Spielgeschehen zu erhaschen. Ordner und Hundestaffeln hatten dafür zu sorgen, dass nur die Akteure auf dem heiligen Rasen unterwegs waren – zumindest bis zur 37. Spielminute.

Der österreichische Stürmer Hansi Pirkner befördert den Ball für die Gäste ins Netz. Der Gelsenkirchener Anhang jubelt derart ausgelassen, dass es einige Fans nicht mehr an und auf ihren Plätzen hält. Das Spielfeld wird im Freudentaumel regelrecht gestürmt. Die eingesetzten Ordner und Hundeführer reagieren unmittelbar auf die vermeintliche Bedrohungslage und lassen die Hunde los. Inmitten des Chaos aus Spielern und Polizisten sowie Fans, Ordnern und Hunden: der fünfjährige Schäferhundrüde „Rex“. Eben jener Rex ist es, der den Schalker Abwehrrecken Friedel Rausch am Allerwertesten erwischt und beherzt zubeißt. Das Gesicht schmerzverzerrt, die Hände schützend über den Po haltend und auf Knien rutschte Rausch über den Rasen, nachdem der Schäferhund dazu gebracht werden konnte, von seinem Opfer abzulassen.

Einwechslungen waren damals noch nicht erlaubt. So bekam Rausch lediglich eine Tetanusspritze samt Pflaster und es ging für ihn weiter. Als Schmerzensgeld erhielt der Schalker 500 Mark sowie einen Blumenstrauß von den Dortmundern. Dies änderte jedoch nichts am Resultat (1:1) und der Tatsache, dass er die nächsten Nächte laut eigener Aussage nur auf dem Bauch schlafen konnte. Einige seiner Gegenspieler sollen in nachfolgenden Partien sogar hinter Rauschs Rücken geknurrt und gebellt haben, um diesen zu verunsichern.

Schalke-Präsident Günther Siebert wollte die Beißattacke selbstverständlich nicht auf sitzen lassen und so wurde auch das Rückspiel am 31. Januar 1970 nicht nur mit großem Medieninteresse sondern auch von vier Löwen in der Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn verfolgt. Die Jungtiere hatte sich Siebert aus dem nahegelegenen Löwenpark Westerholt ausgeliehen, um den Dortmundern schon bei der Seitenwahl ordentlich Angst zu machen. Gebracht hat es wenig, denn auch das Rückspiel ging 1:1 aus.

Heute ist der 1968 von Egon Graf von Westerholt eröffnete Löwenpark in Gelsenkirchen-Buer zwar längst Geschichte, dennoch sorgte er für eine der exotischsten Anekdoten in der Bundesligahistorie der NRW-Vereine.

 

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Ich spiel dann jetzt!

...oder die Selbsteinwechslung des Günter N.

Die nachfolgende Anekdote ist gleich in dreierlei Hinsicht eine Geschichte für die Deutsche Fußball Route NRW (DFR), denn zwei NRW-Vereine und ein NRW-Stadion sind involviert:

Für Günter Netzer, damals in Diensten von Borussia Mönchengladbach, und den 1. FC Köln war der 23. Juni 1973 ebenso wichtig und denkwürdig wie für Millionen Fußballfans in Deutschland - immerhin ging es im Düsseldorfer Rheinstadion um nicht weniger als den Pokal des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der Abgang Netzers zu Real Madrid stand bereits fest, Netzer schien ungewohnt formschwach, weshalb der damalige Gladbacher Trainer Hennes Weisweiler ihm bereits am Vortag mitteilte, Netzer nicht in der Starttelf zu berücksichtigen.

Zur Pause stand es 1:1. Weisweiler wollte jetzt Netzer einwechseln, doch dieser soll mit den Worten "Besser geht's mit mir auch nicht" lapidar abgelehnt haben. Die zweite Halbzeit blieb dann trotz Elfmeter, Lattentreffern und Pfostenschüssen torlos. Das Spiel ging in die Verlängerung. Netzer sprach kurz mit einem seiner total verausgabten Mitspieler, schritt an Weisweiler vorbei und sagte nur:"Ich spiel' dann jetzt." Da sein Mitspieler glaubte, der Wechsel sei tatsächlich mit Weisweiler abgesprochen, räumte er erschöpft das Feld.

Zwei Ballberührungen später erzielte Netzer den Treffer zum 2:1-Pokalgewinn für die Fohlen-Elf. Später gab er zu, dass er den Ball anders treffen wollte. Der Ball sei ihm aber einfach "über den Schlappen" gerutscht. Sei's drum! Die Selbsteinwechslung begründete einen Mythos und machte aus einem Pokalspiel ein legendäres Finale!

 

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Schluss ist, wenn der Schiri abpfeift. Oder doch nicht?

Es gibt legendäre Spiele, Kult-Vereine und Kult-Spieler – aber eben auch Kult-Schiris!
Zu eben diesen lässt sich mit Sicherheit auch Wolf-Dieter Ahlenfelder zählen. Der Referee aus Oberhausen war bekannt für seine Art Spiele zu leiten und seine markigen Sprüche. So bekam Paul Breitner, der sich beschwerte: „Ahlenfelder, du pfeifst wie ein Arsch!“ Von Ahlenfelder zu hören: „Paul, du spielst auch wie ein Arsch!“

Die wohl bekannteste Geschichte um ihn ereignete sich jedoch am 8. November 1975 beim Spiel zwischen Werder Bremen und Hannover 96, dem erst dritten Bundesligaspiel unter seiner Leitung:

Ahlenfelder bat die Mannschaften nach nur 32 Minuten zum Pausentee – in der festen Überzeugung die erste Halbzeit sei bereits komplett gespielt. Die Reaktionen auf den Pausenpfiff sind vielfältig und reichen von irritierten Zuschauern, verständnislosen Spielern bis hin zu entsetzten Vereinsvertretern auf beiden Seiten. Ein Spieler fasst sich schließlich ein Herz und den Entschluss Ahlenfelder auf seinen Fauxpas anzusprechen. Immerhin könne die Halbzeit noch gar nicht um sein, das Trikot sei nicht einmal ansatzweise durchgeschwitzt. Auch ein Linienrichter bedeutet dem Referee mit Blick auf Armband- und Stadionuhr, dass es noch keine Pause gibt. Mit einem Schiedsrichterball wird das Spiel wieder aufgenommen und letztlich dann immer noch ein paar Minuten zu früh abgepfiffen.

Der früheste Halbzeitpfiff der Bundesliga-Geschichte findet seine Begründung vor dem Spiel in der Bremer Vereinsgaststätte. Hier hatten Ahlenfelder und seine Linienrichter zusammengesessen und sich mehr als ein paar alkoholische Getränke genehmigt. Lange Zeit hieß es übrigens, dass sie zuvor -ganz der Jahreszeit entsprechend- Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen zu sich genommen hätten. Dieser Teil der Geschichte wird jedoch lange Jahre nach dem Vorfall durch Ahlenfelder selbst revidiert. Es gab gar kein opulentes Mahl vor dem Spiel, dass den einen oder anderen „Absacker“ notwendig erschienen ließ! Man habe einfach Durst gehabt und Männer würden sich eben nicht mit Orangen-Limonade begnügen.

Seiner Beliebtheit tat diese Eskapade keinen Abbruch. 106 Bundesliga-Einsätze in 13 Jahren konnte Wolf-Dieter Ahlenfelder für sich verbuchen, als 1988 für ihn Schluss war und bei den meisten kam seine kollegiale Art auch bei den Spieler gut an. So gut, dass er in seiner gesamten Karriere mit vier Roten Karten auskam und er 1983/84 mit der „Golden Pfeife“ als bester Referee vom DFB geehrt wurde. Ein Jahr später wählten ihn auch die Bundesligaspieler zum besten Schiri Deutschlands.

Ach ja, das Spiel Bremen gegen Hannover endete übrigens 0:0.

 

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